Dyskalkulie | Teil 3

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Dyskalkulie in der Schule – Was Sie als Lehrkraft tun können

In unseren letzten beiden Beiträgen der Reihe „Dyskalkulie“ haben wir uns zunächst mit der Eingrenzung des Begriffes befasst und herausgestellt, anhand welcher Symptome eine Dyskalkulie zu erkennen ist.

Kinder mit einer Rechenschwäche fallen u.a. dadurch auf, dass sie Probleme beim Zahlenaufbau und den Grundrechenarten haben. Sehr häufig fehlt ihnen das Mengenverständnis und sie haben keine tragfähigen Lösungsstrategien für komplexere Aufgaben oder fehlerhafte Hypothesen zur Lösungsfindung.

Die großen Unterschiede zu Beginn der Grundschulzeit

Die meisten Kinder bringen ein grundlegendes mathematisches Verständnis mit, wenn sie in die Grundschule kommen. Sie verfügen beispielsweise über ein Zahlenverständnis (z. B.: Felix ist Zweiter geworden. Ein Auto hat vier Räder.), sie können Mengen einschätzen  (z.B.: Du hast mehr Bonbons als ich.) und zählen.

Das ist bei Kindern mit einer Dyskalkulie anders. Da ihnen das mathematische Grundverständnis fehlt, hilft auch verstärktes Üben wenig. Im Gegenteil: Hierbei verfestigen sich lediglich fehlerhafte Rechenstrategien und Falsches wird automatisiert. Vielmehr gilt es, dass diese Kinder zwei wesentliche Lernschritte vollziehen: Sie müssen neben dem ordinalen ein kardinales Zahlverständnis aufbauen , d. h. verstehen, dass alle Zahlen auch Mengen abbilden und sie müssen verstehen, dass sich Mengen aus Teilmengen zusammensetzen (das Teil-Teil-Ganzes-Konzept). Verfügen Kinder nicht über diese Kompetenzen, werden Additions- und Subtraktionsaufgaben nur durch zählendes Rechnen gelöst.

Ihre Herausforderung als Mathematiklehrkraft im Anfangsunterricht besteht darin, dass die Kinder sich von rein zählenden Rechenstrategien lösen und nichtzählenden Lösungsstrategien verinnerlichen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Sie die Kinder, die besondere Schwierigkeiten im Rechnen haben, jedoch erst einmal erkennen. Dies ist nicht immer einfach, denn häufig entwickeln die Kinder beeindruckend gute Kompensationsstrategien und sie können bis zu einem bestimmten Punkt auch ein hohes Tempo beim zählenden Rechnen erreichen.

Was bei einer Dyskalkulie-Förderung zu beachten ist

Eine funktionierende auditive und visuelle Wahrnehmung ist für den Umgang mit Zahlen und das Rechnen unerlässlich. So fällt es beispielsweise Personen, die Probleme mit dem auditiven Gedächtnis haben, schwer,  sich mehrstellige Zahlen zu merken und damit zu rechnen.

Die Behandlung von Wahrnehmungsproblemen führt jedoch nicht automatisch zu besseren mathematischen Leistungen. Ein Wahrnehmungstraining verbessert zwar die Lernvoraussetzungen, aber es bedarf gleichzeitig einer symptomorientierten Förderung, in deren Vordergrund nicht der aktuelle Schulstoff, sondern der Aufbau eines Grundverständnisses für Mengen und Zahlen stehen muss.

Um dies zu erreichen bedarf es einer guten Förderdiagnostik. Wenn man weiß, wie genau ein Kind zu seinen Lösungen kommt und welche fehlerhaften Strategien und Hypothesen es anwendet, ist dies der Ansatzpunkt einer Förderung. Diese sollte im Einzelsetting stattfinden, da genaues Beobachten, miteinander sprechen und erklären notwendig ist und nur so an die individuellen Ausgangslage des Kindes angeknüpft werden kann.

 Was die Schule leisten kann

Die Förderung von Kindern mit einer diagnostizierten Rechenstörung (Dyskalkulie) ist auch im schulischen Kontext nur im Einzelunterricht zu empfehlen. Wenn dies nicht umsetzbar ist oder wenn intensive schulische Fördermaßnahmen erfolglos bleiben, sollten Sie die Erziehungsberechtigten auf geeignete außerschulische Förder- und Therapiemöglichkeiten hinweisen. Fachlich geeignete Ansprechpartner nennt i.d.R. Ihr zuständiges Jugendamt, oder Sie erkundigen sich beim Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie e.V. nach Ansprechpartnern in Ihrem Einzugsgebiet.

Werden über die schulische Förderung hinaus außerschulische Maßnahmen durchgeführt, sollten die Maßnahmen miteinander abgestimmt sein, d. h. ein regelmäßiger Austausch zwischen Schule und außerschulischer Fördereinrichtung ist unerlässlich.

Wenn Sie sich in Ihrer Schule näher mit dem Thema Dyskalkulie und Rechenschwäche auseinandersetzen möchten, bietet sich zum Einstieg unser regelmäßig stattfindendes Seminar „Basiswissen Dyskalkulie“ an. Module zur Diagnostik und Förderung können aufbauend gebucht werden.

Empfehlenswert ist auch die Handreichung des österreichischen Bildungsministeriums, die gut auf das deutsche Schulsystem übertragbar ist: http://www.schulpsychologie.at/fileadmin/upload/lernen_leistung/Dyskalkulie/rechenschwaeche.PDF.

 

Ich hoffe, dieser Beitrag hat Ihnen einen ersten Einblick in die Besonderheiten der Dyskalkulie-Förderung gewährt.

Für heute verbleibe ich mit herzlichen Grüßen

Ihre Jennifer Bubolz